Frauke Gerstenberg

Collage ist für mich das Vertraute in der Abstraktion. In meiner Arbeit mit dem Material widme ich mich der Umgestaltung des Vertrauten. Bilder erhalten Mehrdeutigkeit, wenn ich sie aus ihrem ursprünglichen Kontext löse, um sie in anderer Form wieder aufleben zu lassen. Collage ist dabei mein Weg, die Fragilität unserer entworfenen Realität zu zeigen. 

Analog zu arbeiten, erlaubt es mir, mit Material, Farbe und Substanz zu experimentieren. Ich kombiniere Textur mit Linie, suche das Gleichgewicht zwischen Struktur und Gestalt: Das, was in meine Hände gelangt, dient mir so als visuelles Vokabular und haptischer Rahmen für Mixed-Media Kompositionen. 

Collage ist für mich zudem Erkenntnispraxis. Daraus resultiert ein multimediales Konzept, aus dem heraus ich jede materiale Substanz als Bestandteil meiner Collagearbeit begrüße. Text – Bild – Ton: Ich begrenze nicht, was davon kombiniert werden will. 

Gern verwende ich alte Bücherseiten oder Notenpapier. Ihre Patina überspannt die Zeit und findet neue Bedeutung durch Assoziation: Die Beschäftigung mit alten Materialien ermöglicht mir, Vergangenheit und Gegenwart intuitiv zu verwirren. 

Meine Video- und Text-Assemblagen unterbrechen das sich entwickelnde Bild oder Textfragment, schaffen Eintrittspunkte, an denen Zeitlinien oder Sprachfiguren zusammenkommen. Diese Arbeiten erforschen die Unterbrechung von Bild- und Textkörpern als transgressiven Prozess: Sie überschreiten Sinn und offenbaren Momente des Zufalls, in denen ich nicht sicher wissen muss, was ihre neue Bedeutung sein wird. 

Poetiken des Borgens – Mixed Media Collage

[Acrylic & found paper on canvas] 

30 x 30 cm, 07/2024 

https://youtu.be/njD0lWp8vnI


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