Katharina Kondo

Ich verstehe den Körper als grundlegende Sprache in der Kindheitspädagogik, denn besonders kleine und junge Kinder erschließen sich die Welt über und mit dem Körper. Die Entwicklung von Kindern beginnt mit dem Körper – wir hören mit dem Ohr unseren ersten Ton, sehen das erste Gesicht mit den Augen, lange noch bevor wir sprachlichsprechen.

Im Gegensatz dazu teilen sich erwachsene Menschen eher über die Sprache und weniger über den Körper mit. Wir schreiben Texte über Kinder, sprechen über Entwicklungen in der Kindheit, überlegen sprachlich eine Förderung für ein Kind. Die Sprache nimmt, sowohl in der Forschung als auch in der Praxis, einen großen Stellenwert ein und dass, obwohl Kinder vielleicht noch gar nicht über die Sprache sprechen, sondern mit dem Körper.

Es ist daher von entscheidender Bedeutung dem Körper der erwachsenen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich mitzuteilen. Welche körperlichen Erfahrungen mache ich als erwachsener Mensch in der Interaktion mit einem Kind? Diese Erfahrungen prägen die Selbst- und Weltbilder der Kinder und der erwachsenen Menschen und sind dadurch Teil der Kindheitspädagogik. Mit der Methode der Mikro-Phänomenologie können die Erfahrungen der erwachsenen Menschen zugänglich werden. Über spezifische und gezielte Fragen werden die Interviewten dazu ermutigt, eigene und neue Wörter für (körperliche) Erfahrungen zu finden (vgl. Petitmengin et al. 2019, S. 698). Die Methode der Mikro-Phänomenologie zeichnet sich als eine Interview-Methode aus, „which enables us to bring a person, who may not be trained, to become conscious of his or her subjective experience, and describe it with great precision” (Petitmengin 2006, S. 230–231).

Gleichzeitig ist die Methode nicht auf Wörter und Sprache beschränkt. Gesten und die Blickrichtung der Interviewten sind Teil der Interview-Technik und werden u. a. von den Interviewer*innen wiederholt und fließen ins Interview ein. Körperlich-sprachliche Erfahrungen können mit der Methode der Mikro-Phänomenologie zugänglich und sichtbar werden – sei‘ es durch Worte, Gesten, Blicke etc. Dadurch können die körperlichen Erfahrungen von erwachsenen Menschen die Kindheitspädagogik neu und ergänzend präsentieren.

Die Methode der Mikro-Phänomenologie soll ganz praktisch anhand einer videographischen Aufzeichnung eines Interviews dargestellt werden. Inwiefern diese Methode das Potenzial hat, die Re*präsentationsweisen von Kindheitspädagogik zu erweitern, kann im Anschluss an den Beitrag diskutiert werden.

Petitmengin, Claire (2006): Describing one’s subjective experience in the second person: An interview method for the science of consciousness. In: Phenom Cogn Sci 5 (3-4), S. 229–269.


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